06.2013 - BIOwelt vor Ort bei Naturkost Nord

Führungsteam Naturkost Nord (Jan Timm, Matthias Deppe und Constantin Fricke)

Der kleine Spezialist

Seit 14 Jahren befindet sich Naturkost Nord in den Händen von Geschäftsführer Matthias Deppe. Der Großhandel in der Nähe Hamburgs liefert seine Waren an Kunden in fast ganz Norddeutschland.

Seevetal: Es ist 16.00 Uhr. Für LKW-Fahrer Ingo Bosner bedeutet das, dass er nun die erste Fahrt an diesem Tag für den Großhändler Naturkost Nord antritt. Am späten Abend steht eine weitere Fahrt für den LKW an. Mit diesem Zwei-Schichten-System beliefert der Großhändler seine Kunden in weiten Teilen Norddeutschlands. Der Zeitplan dafür ist knapp kalkuliert. Profitieren kann der Großhändler dabei von seiner logistisch günstigen Lage in der Nähe Hamburgs: direkt am Autobahnkreuz A1/A7, und auch die A39 ist gleich um die Ecke. Für Geschäftsführer Matthias Deppe und Betriebsleiter Jan Timm war dies ein ausschlaggebendes Argument, als sie 2008 Seevetal als neuen Standort für ihr Unternehmen wählten.

Führungswechsel vor 14 Jahren. Der Großhandel wurde bereits 1994 gegründet. Fünf lebendige Jahre und mehrere Geschäftsführer später erklärten sich Deppe und Timm 1999 bereit, in den Betrieb einzusteigen. Damals umfasste das Sortiment Mopro, Käse und O+G, die auf 600 m2 umgeschlagen wurden. Trockenprodukte wurden über eine Kooperation mit Bodan vertrieben. In dem Betrieb waren neun Leute beschäftigt, einen eigenen Fuhrpark gab es nicht. „Es waren schon sehr spartanische Verhältnisse“, erinnert sich Deppe. Durch den Einstieg von Deppe und Timm kam neuer Schwung in das Unternehmen. Stetes Wachstum machte schließlich den Umzug nach Seevetal notwendig. Mittlerweile sind dort über 50 Mitarbeiter beschäftigt, 35 davon Vollzeit. Die rund 4.000 angebotenen Produkte sind auf 3.000 m2 Lagerfläche untergebracht. Davon nehmen die Produkte aus der O+G-Abteilung etwa die Hälfte in Anspruch, Trockenprodukte, Mopro und Käse füllen den Rest. Für dieses Jahr ist die Aufnahme von TK ins Sortiment geplant. Außerhalb des Lebensmittelbereichs wird nur wenig Ware angeboten. „Wir verstehen uns als Lebensmittelgroßhändler“ betont Deppe. Und Betriebsleiter Timm fügt hinzu: „Wir sehen uns in vielen Dingen als Spezialist.“ Dies wird vor allem bei der großen Vielfalt an Demeter-Produkten deutlich, die der Großhändler gelistet hat. Sie machen etwa 25% des derzeitigen Sortiments aus. Eine besondere Stellung nehmen dabei die Produkte der „Demeter-Manufakturen“ ein, die exklusiv bei Naturkost Nord erhältlich sind. „Demeter ist nicht Selbstzweck, sondern ein ganz klares Anliegen der Kunden, weil sie selber teilweise Demeter-Bauern sind“, sagt Constantin Fricke, Vertriebsleiter bei Naturkost Nord. So ist neben Regionalität vor allem Demeter-Qualität ein entscheidendes Merkmal des Sortiments.

  

(Geschäftsführer Matthias Deppe (l.) (im Bild mit Joachim Haupt) legt sehr viel Wert auf die Qualität der Produkte, die Naturkost Nord anbietet. Beate Reis (m.) und Azubi Dominik Schubert haben beim Kommisionieren Zugriff auf rund 4.000 Produkte.)

„Individuelle Erzeugnisse für individuelle Verbraucher“. So bringt Geschäftsführer Deppe die Philosophie des Unternehmens auf den Punkt. Generell werden Sortimentsentscheidungen genau abgewogen. Vor allem die O+G-Lieferanten werden sorgfältig ausgesucht. Und: Sie werden vor Ort besucht – auch international. „Viele Erzeuger sind persönlich bekannt“, verdeutlicht Timm den Anspruch des Großhändlers. So kann auch auf individuelle Kundenwünsche eingegangen werden – für die Macher ganz klar eine ihrer Stärken. „Dadurch, dass wir eher ein kleines Schnellboot als ein großer Tanker sind, können wir eine ganze Menge möglich machen“, weiß Fricke.

 

Naturkost Nord zeigt Engagement. Auch sei es dem Großhändler wichtig, seine Kunden zu informieren. Dabei gehe es darum, keine Marketing-Sprache zu sprechen, sondern Wahrheiten, Hintergrundinformationen und auch unangenehme Themen anzusprechen, sagt Timm. In diesem Kontext engagiert sich der Großhändler auch intensiv bei ethischen Themen. So befindet sich z.B. das Vereinsbüro der neu gegründeten Bruderhahn-Initiative im Verwaltungstrakt von Naturkost Nord. Diese Grundeinstellung wissen auch die Kunden zu schätzen. Etwa 240 Betriebe werden von Naturkost Nord mit Waren beliefert – Bioläden, Hofläden, Abokistensysteme, Marktbeschicker und der Außer-Haus-Markt. Bekannt geworden ist Naturkost Nord in der Branche natürlich auch als Initator der großhandelsunabhängigen Regionalmessen. 2004 verzichtete er auf die Hausmesse zum 10. Jubiläum und veranstaltete stattdessen die erste „BioNord“, aus der bis heute vier Regionalmessen geworden sind.

 

(Björn Mrugalla ist im Lager für die Warenannahme zuständig. Für die Qualitätssicherung sorgen unter anderem Corinna Mittmann (l.) und Angela Ihlow.)

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Autoren: Hannah Thörner und Jens Hertling
(www.biowelt-online.de)